Vogelkoje

Hinter der Pforte ein Zauberwald,
einem Märchen entliehen,
das schon oft erzählt wurde,
und das geht so:

Ihro Gnaden Christian der Siebende,
König von Dänemark,
Herrscher über Norwegen,
geruhte, Concessio zu erteilen,
gegen einen königlichen Anteil.

Also machten sich die Teilhaber daran,
den Teich hier zu errichten,
die Reusen und die Hütten,
ein paar Enten zu zähmen,
die Gefährten locken sollten.

Jedes Jahr im Herbst
kamen sie, die wilden Vettern der Gezähmten,
auf dem Weg nach Süden
und gingen
in die Falle:
die Reuse, aus der es kein Entkommen gab,
ein schneller Handgriff,
und wieder eine Faustvoll
für die Insel ohne Fleisch.

Wenn dieses Märchen
wie jedes Märchen endete,
dann stürben sie noch heute.

Doch die Todesstatt
ist heute ein Museum,
die Reuse Anschauungsstück,
und keine wilde Ente landet auf dem See,
denn vor der Pforte brausen jetzt die Motorwagen.

Geblieben ist der Zauberwald.
Ein Ort so wie das Leben selbst:
das Schöne, das Entsetzliche, untrennbar.

 

Im Oktober 1767 erteilte König Christian der 7. die Genehmigung für die Vogelkoje in Kampen. Laut den Aufzeichnungen wurden bis 1921 ca. 687.000 Wildenten gefangen.

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