in memoriam Jens E. Mungard (1885-1940)
Hier stand das Haus eines Dichters
unweit der Kirche auf dem Hügel,
die für alle Zuflucht in höchster Not bedeutete.
Hier stand das Haus eines Dichters,
der ein Leben lang für die Friesen stritt,
der mit der Schönheit seiner Sprache spielte.
Hier stand das Haus eines Dichters,
der vom Meer singen konnte, von der Heide in Blüte
und der dornigen Blume, die für ihn stand.
Hier stand das Haus eines Dichters,
der fehlte und scheiterte.
Und doch nie seinen Weg verließ.
Hier stand das Haus eines Dichters,
bis einer es abbrannte,
weil der Dichter ihm nicht deutsch genug war.
Hier stand das Haus eines Dichters,
der Haus, Hof und Familie verlor,
und bald danach seine Heimat.
Hier stand das Haus eines Dichters,
der seine Freiheit verlor
und zuletzt auch sein Leben.
Hier stand das Haus eines Dichters.
Es steht nicht mehr.
– Wikipedia-Eintrag über Jens Emil Mungard
– „Gedichte/Dechtings„- 50 Gedichte von Jens Emil Mungard, hrsg. von Ingo Laabs/Nordfriisk Instituut (friesisch und deutsch)