See, Sand, Sonne

Das Gekicher unterbricht meine Gedanken:
Zwei junge Frauen
scherzen herein in den letzten Raum
des Heimatmuseums.

Ihr Smalltalk erstirbt beim Anblick der Fotos:
Nicht die Toten einer Jahrhundertflut
lassen sie still werden,
sondern das Schwarzweiß der Bilder.

Bis Ehrhardt und Gutschow auf den Auslöser drückten,
waren das nur Dünen
und Schlieren im Watt.
Bis Ehrhardt und Gutschow ihre Kameras hinaus
ins Watt schleppten,
war das nur die Staffage zur frischen Luft.

Ihr Kameraauge fügt zur Landschaft
eine neue Schönheit hinzu.
Die Abwesenheit von Farbe
macht die Bilder dringender.

Die jungen Frauen
versuchen hinzuschauen,
dann treibt es sie wieder hinaus ins Jetzt.
Milde bedauere ich, dass sie so schnell aufgeben,
aber nun habe die Bilder wieder für mich.

 

*****
Arvid Gutschow (1900-1980) fotografierte auf seiner Hochzeitsreise 1928 Dünen und Watt auf Sylt, Alfred Ehrhardt (1901-1984) in den Dreißiger Jahren das Watt zwischen Neuwerk und Scharhörn. Ihre Fotobände „See, Sand, Sonne“ (1930, AG) und „Das Watt“ (1937, AE) gelten heute als Meilensteine der abstrahierenden Landschaftsfotografie.

 

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